(Methodische) Prinzipien des Erdkundeunterrichts

  1. Realbegegnung
  2. Anschauung
  3. Nahraum
  4. Selbsttätigkeit
  5. Aktualität
  6. Strukturierung
  7. Interdisziplinarität
  8. Vernetztes Denken
  9. Globales Lernen
  10. Umwelterziehung
  11. Interkulturelles Lernen

Prinzip der Realbegegnung

Unter Realbegegnungen sind das Erfahren, Handeln und Schaffen an der Wirklichkeit zu verstehen. Realbegegnung soll als Lernen an konkreten Gegenständen und realen Gegebenheiten begriffen werden. Sie können außerschulisch in Form von Exkursionen z.B. in den Braunkohle-Tagebau oder zu Bodenprofilen, oder im Klassenzimmer anhand von originalen Gegenständen z.B. Gesteine, Früchte, technische Produkte sowie durch Vertreter bestimmter Berufsstände (z.B. Landwirte und Handwerker), stattfinden.

Sebastian Schirm, Jennifer Ziegler


Prinzip der Anschauung

Das Prinzip der Anschauung findet seine Wurzeln bei J.A. Comenius und J.H. Pestalozzi. Für Comenius konnte

Für Pestalozzi war die Anschauung das absolute Fundament aller Erkenntnisse.

Die Bedeutung der Anschauung zur Erkenntnisgewinnung ist bis heute unumstritten. Besonders wichtig ist sie für die Steigerung der Lerneffektivität und Gedächtnisleistung von Jugendlichen und Erwachsenen.

Das Prinzip der Anschauung ist heute ein zentrales methodisches Prinzip, es bezeichnet sowohl die Begegnung mit der Wirklichkeit als auch ein Abbild der Wirklichkeit (Medien).

Das Prinzip erstreckt sich auf folgende Dimensionen:

Prinzip der Anschauung ist Hauptforderung des Geographieunterrichts und hat Auswirkungen auf die Wahl der Unterrichtsmethode (Experimente, Exkursionen, Spiele) und den Einsatz von anschaulichen Medien. Methoden des Prinzips der Anschauung dienen häufig zur Anschauung und Erkenntnisgewinnung am Anfang des Lernprozesses. Die Erkenntnisse werden dann mit anderen Methoden vertieft und erweitert. Ähnliches gilt für die, nach diesem Prinzip, eingesetzten Medien (Prinzip vom Anschaulichen zum Abstrakten).

Martin Rehs-Bauer


Prinzip der Heimat bzw. des Nahraums


Selbsttätigkeit

"Selbsttätigkeit ist gekennzeichnet durch Handeln, Eigeninitiative und Selbststeuerung beim Lernprozess" (Köck 2000, 264). "Die Schüler sollen mit allen Sinnen, also mit dem Kopf (Denken), Herz (Fühlen) und den Händen (Handeln) dabei sein. Selbsttätigkeit zwingt zu eigenen Überlegungen, fördert das Problembewusstsein und die Selbstkritik. Es soll Spielraum bleiben für Spontanität und Kreativität" (Kestler 2002, 151).

Ziel der Selbsttätigkeit ist die Selbstständigkeit. (Kestler 2002, 151)

Wer Handlungsfähigkeit will, muss handeln lassen. (Lenz 2003, 2)

. . .von einer "Vermittlungsdidaktik" hin zu einer "Didaktik der Aneignung" (Lenz 2003, 4)

Handeln ist kein Selbstzweck

Bei handlungsorientierten Unterrichtsformen geht es allerdings primär nicht um eine Erhöhung des Aktivitätspegels im Klassenzimmer. Denn oberflächliche Handlungen führen nicht zum Aufbau neuer Erkenntnisse und Einsichten, und das bloße Tun alleine entscheidet nicht über das Zustandekommen eines Lernprozesses. Entscheidend ist vielmehr eine mit der Handlungsorientierung einhergehende Problemorientierung und die mit der Handlung verbundene Verinnerlichung durch das sprachlich-gedankliche Durcharbeiten des Tuns. (Lenz 2003, 4)

Merkmale von Handlungsorientierung als methodischem Prinzip

(Lenz 2003, 4)

Prinzip der Aktualität

Das Prinzip der Aktualität berücksichtigt gegenwartsnahe Ereignisse im Unterricht. Aktuelle Ereignisse lassen sich nach zeitlichen, inhaltlichen und räumlichen Kriterien sowie nach den im Unterricht verwendeten Medien einteilen: Aufgabe des Geographieunterrichts ist es, aktuelle Ereignisse unter Ausnutzung der Motivation der Schüler im Unterricht aufzugreifen. Die Schüler sollen folgende Qualifikationsstufen erreichen: Die Einbindung aktueller Ereignisse im Schulalltag können erreicht werden durch, z.B.: Möglicher didaktischer Ort:

???


Prinzip der Strukturierung

Sonja Giese


Prinzip der Interdisziplinarität

Definition: Unterrichtsprinzip, in dem fachspezifische Ziele/Inhalte/Methoden überfachlich integriert sind

Aus Sicht des Geografieunterrichts ergeben sich 3 verschiedene Grundformen:

Fach- oder fächerübergreifender Unterricht:

Fächerverbindender Unterricht:

Integrierter/überfachlicher Unterricht:

Probleme/Risiken:

Vorteile:

Fazit:
Interdisziplinärer Unterricht ist also keine Alternative zum Fachunterricht, sondern eine Ergänzung!

Christian Wurm


Prinzip des Vernetzten Denkens

Frauke Mau


Prinzip des Globalen Lernens

Globalisierung im weiteren Sinne:
auf der ganzen Welt aber vereinzelt auftretende Phänomene

Globalisierung im engeren Sinne:
Weltweit vernetzt auftretende Phänomene

Zwei Pole:

  1. lokale und personale Erfahrungshorizonte werden aufgebrochen.
  2. lokale Handlungsweisen können weltweite Auswirkungen haben

Vier Arten von Globalisierung:

  1. kulturelle Globalisierung
  2. politische Globalisierung
  3. ökologische Globalisierung
  4. ökonomische Globalisierung

Globales Lernen:

Definition:
Vermittlung einer globalen Perspektive und die Hinführung zum persönlichen Urteilen und Handeln in globaler Perspektive auf allen Stufen der Bildungsarbeit.

  1. Komplexität und Unübersichtlichkeit
  2. Konkurrenzdenken
  3. Fortschrittsgläubigkeit
  4. Begrenzte Empathiefähigkeit
  5. Regionalismus und Nationalismus

???


Prinzip der Umwelterziehung

Umwelterziehung soll beim Schüler eine Auseinandersetzung mit der natürlichen, sozialen und gebauten Umwelt unter der Berücksichtigung ökologischer Gesetzmäßigkeiten hervorrufen. Das diesem Prinzip zugrunde liegende Leitbild ist die Nachhaltigkeit/die nachhaltige Entwicklung. Dabei soll sowohl ökologie-, ökonomie- als auch sozialverträglich gehandelt werden. Die wachsenden Umweltprobleme rücken die Umwelterziehung in eine zentrale Stellung für die Zukunft.

Klautke/Köhler formulieren fünf Stufen der Sichtweisen auf die Umwelt:

  1. Motivationsphase: Schüler sollen direkt Erfahrungen mit der Umwelt über möglichst viele Sinne sammeln. Durch die affektive Auseinandersetzung mit dem Thema soll eine Aufgeschlossenheit gegenüber dem Thema Umweltschutz geweckt werden.
  2. Informationsphase: Aufbauend auf dem erzeugten Interesse sollen dem Schüler Informationen, Daten und Fakten zum Thema vermittelt werden. Dies geht von der Annahme aus, dass der, der viel über Umweltprobleme weiß, ein Umweltbewusstsein entwickelt und umweltbewusst handelt.
  3. Reflexionsphase: Die in der zweiten Stufe erlernten Informationen sollen beim Schüler ein Betroffenheit auslösen, die wiederum zusätzlich zu umweltbewussten Verhalten motivieren soll. Das eigene Tun soll im Verlauf dieser Phase kritisch reflektiert werden,
  4. Ethikphase: Aus der Betroffenheit ist eine ethische Zielsetzung anzustreben. Der Schüler soll eine eigene ethische Richtlinie entwickeln. Diese Richtlinie soll zu einem erhöhten Sensibilitätsniveau beim Schüler führen.
  5. Handlungsphase: Die Folge aller Bestrebungen führt eventuell zu einer Umwelt schützenden Verhaltensänderung oder, im Idealfall, zu einem Umweltengagement, zu aktivem Handeln.

Verwirklichen lässt sich Umwelterziehung am besten durch Projektunterricht, der den Schülern den Natur- und Umweltschutz unmittelbar erleben lässt, zum Handeln motiviert und Möglichkeiten für persönliches Mitwirken aufzeigt.

Umwelterziehung sollte eine Fächer übergreifende Aufgabe der gesamten Schule sein, bei der die Geographie wird mit ihren globalen Bezügen in vieler Hinsicht als Leitfach fungieren kann.

???


Prinzip des Interkulturellen Lernens

Umgang mit Fremden: Verhaltensorientierung, Wertorientierung

Erziehung zur internationaler Solidarität und Frieden

Geographie und interkulturelles Lernen= zwei verschiedene Lernstränge mit großem Überschneidungsbereich

Interkulturelles Lernen heißt Lernen zwischen den Kulturen
→ Einsichten in unterschiedliche Lebensformen

Interkulturelles Lernen als ein Prozess:

bei der Auseinandersetzung mit dem Fremden:

auf lokaler Ebene: vor Ort- Fremde im eigenen Land auf europäischer Ebene: europäisches Lernen- Erziehung zum mündigen Europabürger auf globaler Ebene: behutsamer Umgang mit fremden Kulturen zwei Ansätze des interkulturellen Lernens:
  1. Gemeinsamkeiten verschiedener Kulturen
  2. Unterschiede als Ausgangspunkt nehmen

Interkulturelles Lernen im Geographieunterricht eng verbunden- Die Erde bewahren, Leben in einer Welt, internationale Erziehung

Interkulturelles Lernen - Umsetzung in der Schule Interkulturelles Lernen als Prozess:
  1. Ethnozentrismus- Wahrnehmung der eigenen Kultur
  2. Aufmerksamkeit und Bewusstwerden für Fremdes
  3. Auffinden von Gemeinsamkeiten verschiedener Kulturen
  4. Akzeptieren und Respektieren der fremden Kultur
  5. Bewerten und Beurteilen
  6. Selektive Aneignung

Caroline Wiederholt