Fachdidaktische Ansätze (Strukturierungsansätze) in der Biologie

aus: Lothar Staeck, Zeitgemäßer Biologieunterricht. Eine Didaktik. Schroedel Verlag GmbH


Anwendungsbezogener Ansatz

Der anwendungsbezogene Ansatz geht davon aus, dass der Fachunterricht keinen besonderen berufs- bzw. studienvorbereitenden Charakter hat. Vielmehr soll er den SuS Kenntnisse, Fähigkeiten und Handlungskompetenz vermitteln, die in vielen verschiedenen Lebenssituationen hilfreich sind.
Im Mittelpunkt dieses Ansatzes steht der Mensch als zentraler Bezugspunkt.
Eine Kombinierung mit anderen Fächern ist ebenfalls vorgesehen.
Schwerpunkte sind sowohl ökologische, als auch soziale sowie individuelle Aspekte der Biologie. Es gilt allgemeinbiologische Sachverhalte unter Einbezug konkreter Lebenssituationen zu veranschaulichen (vgl. Staeck 1987).
Die Ausgangssituation für einen derartigen Ansatz, ist dass das Schülerinteresse am Unterrichtsgeschehen mit zunehmendem Alter abnimmt. Laut Bayer (1980) liegt das nicht zuletzt daran, dass „die meisten seiner (des Schülers) Fragen unbeantwortet und seine Interessen unbefriedigt bleiben“ (Bayer in Staeck 1987, S. 94).
Das Prinzip, das den Biologieunterricht nach dem anwendungsbezogenen Ansatz auszeichnet, ist utilitaristisch.

Jens Krämer


Der humanzentrierte Strukturierungsansatz

Der humanzentrierte Strukturierungsansatz nach KATTMANN (1977) befasst sich inhaltlich mit dem Menschen und ist verzahnt mit sozialwissenschaftlichen Aspekten.
Der Mensch wird in diesem Ansatz als Teil der Biosphäre gesehen und es werden typisch menschliche Ausprägungen herausgestellt. Ein Aspekt liegt dabei auf dem Vermögen des Menschen, die Biosphäre zu verändern.

Drei Leitfragen dienen dem humanzentrierte Strukturierungsansatz:

  1. Welchen biologischen Grundlagen und Bedingungen verdankt der Mensch seiner Existenz?
  2. Worin besteht die Eigenart des Menschen und was bedeutet sie für die Biosphäre?
  3. Welche Bedeutung hat die Variabilität des Menschen?

 
Der Mensch wird von drei biologischen Ebenen analysiert: der „Biosphäre“ (z.B. Evolution des Menschen), der „Population“ (z.B. Kommunikation des Menschen) und dem „Organismus“ (z.B. individuelle Unterschiede). Ein Gesellschaftsbezug kommt bei diesem Ansatz insgesamt zu kurz. 
Die KATTMANSCHE Themenliste vermittelt dem Biologielehrer nur eine vage Vorstellung über den Ablauf der Unterrichtssequenzen.

Hanna Mecke


Ökologischer Ansatz

Seit den 70er Jahren findet die ökologische Betrachtungsweise in der Biologie zunehmend mehr Beachtung. Dies führt zu einer stärker vernetzten und grenzenüberschreitenden Betrachtung der einzelnen Fachbereiche. Individuelle und soziale Komponenten, vor allem die Wechselbeziehung zwischen Mensch und Umwelt stehen hierbei im Vordergrund.
Die Unterrichtsthemen sind in der Regel sozial- und problembezogen und zeigen eine Umweltdynamik auf (z. B.  "Wasserverschmutzung").

Steffen Bergfeld


Human-ökologischer Ansatz


Situationsanalytischer Ansatz

Vertreter/ wichtige Autoren und Grundlagen: Bojunga, Dylla, Fahrenberger, Focken, Kästle, Blume und Zannier,
das Ergebnis einer hessischen Arbeitsgruppe: Hessischen Rahmenrichtlinien

Als Ausgangspunkt für die biologischen Unterrichtsgegenstände sind drei Sachverhalte zu begreifen:

(vgl. Rahmenrichtlinien, 1980).

Als Ziel des Biologieunterrichts wird durch die Hessischen Rahmenlehrpläne festgesetzt, dass die SuS befähigt werden sollen „jetzt und später im privaten und öffentlichen Bereich in solchen Situationen sachbezogen und verantwortungsbewusst zu entscheiden und zu handeln, in denen Entscheidungen und Handlungsweisen biologische Verständnis und problemlösendes Denken erfordert“ (Hessische Rahmenrichtlinien, zitiert nach Staeck, 92).
(Bsp. Party mit Alkohol → Gesundheitsgefährdung, geplanter Bau einer Autobahn → problematische ökologische Auswirkungen, Wunsch nach einem Haustier → artgerechte Haltung).
Ähnliche Situationen wurden zu Gruppen oder didaktischen Gegenstandskomplexen aus der Unterrichtspraxis entwickelt und zusammengefasst (in Klammern mögliche Themenbereiche):

  1. Umweltplanung (Eingriffe des Menschen in seine Umwelt, Umweltgefährdung)
  2. Rückwirkung der Technik (positive und negative Folgen der Zivilisation)
  3. Zivilisation und Entwicklung der Menschheit (Evolution; Tier- und Pflanzenzüchtung)
  4. zwischenmenschliche Beziehungen (Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Verhalten Mensch – Tier, Genetik, Verhaltenslehre)
  5. Sexualität (Sexualverhalten, physiologische und psychische Ursachen bestimmter sexueller Verhaltensweisen)
  6. körperlich-seelische Gesundheit (Krankheiten, Alter, Tod, Organe, Genetik)
  7. persönlicher Freiraum (Freizeitgestaltung mit Flora und Fauna, Natur- und Umweltschutz).

Die verschiedenen biologischen Disziplinen Morphologie, Physiologie, Ökologie, Genetik, Ethologie, Phylogenie und Systematik werden in den einzelnen Gegenstandskomplexen unterschiedlich stark angesprochen.

Fragestellungen und Problembereiche können laut der hessischen Arbeitsgruppe nur bewältigt werden, wenn sowohl allgemeinbiologische wie auch gesellschaftliche Gegebenheiten im Unterricht behandelt werden, so dass man von zwei Grundsäulen dieses Ansatzes sprechen kann:
* Biologische Fachstruktur                                                * Humanzentrierung
   (bes. gesellschaftl. Bezug)

Julia Hündgen


Systematischer Ansatz