Visualisieren

Abb.: Strukturschema zu einem bekanntem Märchen; gestaltet von Maike Mau

Visualisieren bedeutet: etwas durch ein Bild oder eine Grafik sichtbar und anschaulich machen. Dies kann in der unterrichtlichen Praxis auf vielfältige Weise geschehen. Zum einen können Lehrende im Unterricht Bilder und Grafiken einsetzen, um zu motivieren, das Denken anzuregen oder etwas zu veranschaulichen. Zum anderen können Schülerinnen und Schüler selbst Visualisierungen anfertigen, um nachhaltiger und tiefer zu lernen.
Vor allem diese Variante hat für das Lernen der Schülerinnen und Schüler die größte Bedeutung, da sie dabei mental aktiviert werden, ihre eigenen Wissensmodelle konstruieren und sich so Wissen selbstständig aneignen. Das grafische Bilden von Netzen entspricht genau dem, was beim Lernen im Gehirn passiert ...

(Ludger Brüning/Tobias Saum; Praxis Schule 5 - 10, 5/2007)


Visualisierung als Begleitung des Sprechens

Wenn es im Unterricht eine längere Sprechphase gibt, ist eine begleitende Visualisierung meist unumgänglich. Wenn Sie zum Beispiel im Einstieg der Unterrichtsstunde einige Zeit sprechen, sollten sie zumindest Stichworte an die Tafel schreiben oder Strukturen visualisieren. Hiermit vereinfachen sie den Schülerinnen und Schülern das Zuhören ungemein oder ermöglichen es überhaupt erst.


Strukturen visualisieren

Die Anordnung von Texten oder Strukturen kann eine inhaltliche Struktur direkt nachbilden und so verdeutlichen.

Sequenz

Sequenz

Die Sequenz einer logischen Abfolge als Sequenz der Begriffe oder Bilder darstellen.

Schichten

Schichten

Außerdem können Inhalte, die eine geschichtete Abfolge enthalten, z.B. im Tafelbild ebenfalls geschichtet dargestellt werden.

Dreieck

Dreieck

Die Abfolge: Ursache, Folgen und Lösungen können als Dreieck angeordnet werden.

Kybernetischer Zusammenhang

Kybernetischer Zusammenhang

Ein kybernetischer Zusammenhang lässt sich als Kreis anordnen.

Textvergleich

Textvergleich

Wenn Texte einen Vergleich beinhalten, ist die Anordnung in Spalten sinnvoll.

Venn-Diagramm

Venn-Diagramm

Spezifische Merkmale zu zwei Themen + Gemeinsamkeiten.


Inhalte visualisieren

Inhalte werden visuell dargestellt, um sie anschaulich zu machen. Hierfür gibt es die verschiedensten Form:

Am Beispiel der sehr gelungenen Abbildungen zu den Planeten unseres Sonnensystems können verschiedene Vorteile und Nachteile der Visualisierung deutlich gemacht werden.

Die Schülerinnen und Schüler haben die Planeten selber gestaltet und sollten dadurch ein intensives Verhältnis zu dieser visuellen Darstellung gewonnen haben.

Das gesamte Thema (die Planeten unseres Sonnensystems) wird sehr übersichtlich visualisiert - so bekommen die Schüler einen Überblick.

Durch die verschiebbare Raumfähre wird zusätzlich verdeutlicht, über welchen Planeten gerade gesprochen wird.

Die Visualisierung hat aber auch ihre Grenzen: Sie suggeriert, dass die Planeten flache Scheiben sind, die wie auf einer Perlenkette angeordnet fest im Weltall verankert sind. Diesen Nachteil sollte man bei der Nutzung im Kopf haben und durch andere Darstellungsformen korrigieren (z.B. Animation oder Film, der die Bewegungen der Planeten zeigt).


Abb.: Die Planeten wurden von Ulrike Bahrdt bzw. ihren
Schülerinnen und Schülern gestaltet
.


Visualisierung eines Arbeitsauftrages

Besonders handlungsorientierter Unterricht benötigt häufig komplexe Arbeitsanweisungen. Wenn die Schüler damit überfordert sind, diese Anweisungen schriftlich zu erfassen, ist eine Visualisierung unvermeidbar. In diesem Beispiel ist dies vorbildlich durchgeführt worden.



Abb. von Heike Schlößer


Reihenablauf

Während Ihnen (hoffentlich) die Struktur ihrer Unterrichtsstunden und Unterrichtsreihen klar ist, muss diese Struktur den Schülerinnen und Schülern verdeutlicht werden. Die Visualisierung dieser Strukturen kann den Schülern sehr helfen das neue Wissen zu systematisieren und den Überblick über den Unterricht zu behalten.

Abb.: Visualisierung der Struktur einer Unterrichtsreihe


Lernplakate gestalten

Was versteht man unter Lernplakaten/ Wandzeitungen?

  • Lernplakate (LP): dokumentieren Lernprozesse, können aber auch, genauso wie die Wandzeitung, der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. LP unterstützen das Behalten von Informationen. Zu unterscheiden sind individuelle Lernplakate und Lernplakate, die in Gruppenarbeit entstehen. Individuelle LP hängen an individuellen Orten wie z.B. über dem Bett, auf dem Klo, wohingegen Klassenlernplakate im Klassenzimmer hängen (Reinert 2006, S.32).
  • Wandzeitungen (WZ): „Wandzeitungen sind großformatige, gut lesbare und anschaulich gestaltete Präsentationen von Arbeitsergebnissen.“ (Matthes 107)
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Der Einsatz von Bildern und deren Auswertung

Darbietungsformen von Bildern

Bilder können in verschiedenen Darbietungsformen im Unterricht verwendet werden.

  1. Handbilder (wie z.B. Bilder im Schulbuch, Zeitschriften oder Ansichtskarten)
  2. Wandbilder (wie z.B. Plakate oder Schautafeln)
  3. Lichtbilder (projiziert durch Diaprojektor, Tageslichtprojektor, Beamer)
  4. Digitalbilder (projiziert durch PC- oder Fernsehbildschirm)

Die Funktion von Bildern im Erdkundeunterricht
Bilder können im Erdkundeunterricht verschiedene Funktionen übernehmen.

  1. Motivator
  2. Informator
  3. Wissensanwendungsobjekt

Der Didaktische Ort von Bildern

Je nach Funktion kann ein Bild an unterschiedlichen didaktischen Orten im Unterrichtsverlauf eingesetzt werden.

  1. Einstieg (Bilder, die zur Erarbeitung des Unterrichtsgegenstand motivieren)
  2. Erarbeitungsphase (Bilder, die entscheidende Informationen zum Verständnis der Problemstellung beinhalten)
  3. Endphase (Bilder, in denen das Gelernte eingeordnet und verglichen werden kann)

Bildauswahl für den Unterricht
Birkenhauer (1997) weist darauf hin, dass heutzutage durch die Überschwemmung von Bildern die Schüler diese nicht mehr als Neues wahrnehmen und sie eher langweilen können.
Vor dem Einsatz im Unterricht sollte daher die Brauchbarkeit der einzelnen Bilder beurteilt werden. Helfen können hier folgende Kriterien (vgl. Birkenhauer, J. 1997 und Haubrich, H. 2006):

Bildaussage

  1. Das Bild sollte im Inhalt aussagekräftig, eindeutig und vielschichtig sein. Es sollte die relevanten Merkmale betonen und sich für die Gewinnung von Kenntnissen eignen.

Bildgestaltung

  1. Das Bild sollte technisch und ästhetisch ansprechend gestaltet sein.
  2. Das Bild sollte, damit es emotional anregend wirken kann, den Verstand und die Gefühle ansprechen, locken oder schockieren, aufrütteln oder anregen.

Realitätsausschnitt

  1. Über die Auswertung des Bildes sollte der Schüler erfahren, dass Bilder nur die „subjektive Wiedergabe der Wirklichkeit“ sind.

Unterrichtsrelevanz

  1. Welche Unterrichtsrelevanz hat das Bild?
  2. Entspricht das Bild dem Alter der Schüler?

Die Schritte der Bildauswertung im Unterricht

Unabhängig von der Form, der Funktion und des Einsatzes des Bildes im Unterrichtsverlauf, sollte zu Beginn der Arbeit mit dem Bild immer eine sachgerechte Beschreibung/Auswertung des Bildes stehen. Nach Weidemann (1998) trägt ein Bild erst zum Wissenserwerb bei, wenn sich die Schüler aktiv mit dem Bild auseinander setzten. Die Abfolge sollte jedoch nicht als starres Schema verstanden werden. Beispielsweise kann eine Bildbetrachtung auch mit einer Hypothese, einer Deutung oder einer Bewertung beginnen.

Joanna Pausch


Medium Film

Filme bieten für den Erdkunde -, Biologie - und Sachunterricht verschiedene einmalige Möglichkeiten. Mit relativ wenig Aufwand kommt man Realbegegnungen so nah wie möglich. Durch die Verbindung von Ton und Bild können so Landschaften, Tiere etc. betrachtet werden, die sonst unerreichbar wären. Außerdem ist es möglich dynamische Vorgänge zu betrachten, die sonst nicht zu beobachten wären (Bewegungen eines Gletschers, Zellteilung etc.). Großaufnahme, Zeitraffer und Zeitlupe führen diese Möglichkeiten noch weiter.

Filme haben aber auch Nachteile. Sie sind fast nie für die Schülerinnen und Schüler unserer Schulformen entwickelt worden und führen deshalb schnell zur Überforderung. Anders als Buchtexte oder Arbeitsblätter können sie nicht vereinfacht werden. So kann es passieren, dass die Filminhalte an den Schülerinnen und Schülern geradezu vorbeirauschen.
Es gibt aber verschiedene Möglichkeiten, den Schülern das Aufnehmen der wesentlichen Inhalte eines Filmes zu vereinfachen:

Koch hat den Einsatz eines Filmes im Unterricht in verschiedene Phasen aufgeteilt. Nicht alle Phasen werden jedes Mal zum Einsatz kommen.

Koch, R. (1980): Geographie in den Schulfernsehsendungen der ARD. In: Geographie im Unterricht, S. 500-504.

M.K.

Visualisieren kann auch schiefgehen

Abb. zur misslungenen Visualisierung von "Anonym".


Literatur

Brüning, Ludger; Saum, Tobias (2007): Erfolgreich unterrichten durch Visualisieren. Grafisches Strukturieren mit Strategien des kooperativen Lernens.

Praxis Schule 5 - 10, 2007; Heft Nr. 5; Themenheft Visualisieren.